Modeldruckpapier

Modeldruckpapier

Modeldruckpapiere entstehen im Handdruckverfahren mit Modeln aus Holz, seltener auch aus anderen Materialen. Gedruckt wurde ursprünglich mit Leim- oder Kleisterfarben. Bei mehrfarbigen Drucken wird für jede Farbe ein eigener Model benötigt.

englisch: block printed paper

Synonyme: Kattunpapier (historisch), Zitzpapier (historisch, veraltet)

Techniken (übergeordnet): Drucktechnik, Hochdruck, Blockdruck

Modifikationen: ein- oder mehrfarbiger Druck mit Leim- oder Kleisterfarben, mit Model aus Holz oder anderen Materialien, Positiv- oder Negativschnitt, z.T. mit (zusätzlich) eingesetzten Metallstiften- oder -bändern, Papiere bisweilen zusätzlich patroniert (schabloniert) oder nachträglich handkoloriert

spezielle Arten: Dominotierpapiere (einfarbige, meist schwarze Modeldrucke, die nachträglich handkoloriert wurden), Flader- bzw. Flaserpapier (Holzimitation, falls mit Model gedruckt), Kleistermodeldruck (Modeldruck mit Kleisterfarben)

Modeldruckpapier, mehrfarbiger Druck.

Die Technik des Modeldrucks auf Papier geht auf den Zeugdruck zurück,  daher auch die historischen Bezeichnungen "Kattunpapier" (engl. cotton = Baumwolle) oder "Zitzpapier" (von Chintz). Ähnliche bzw. identische Motive (vor allem Streudekore mit Blumen oder geometrische Muster) finden sich gleichermaßen auf Stoffen wie auf Papieren. In der Zeit von 1750 bis ca. 1800 zählten Modeldruckpapiere zu den am häufigsten verwendeten Buntpapieren. Die Model schnitzten so genannte Formenschneider. Zum Teil wurden vermutlich auch ausgemusterte Druckmodel der Kattunhersteller übernommen und weiterverwendet.

Druckmodel

Druckmodel, negativer Plattenschnitt.
Druckmodel oder Stempel.
Druckmodel, positiver Plattenschnitt.

Die Druckmodel wurden zumeist aus Hartholz, z. B. Linde geschnitten. Das Dekor konnte dabei sowohl für den Positivdruck (erhaben) wie auch für den Negativdruck (vertieft) ausgeformt werden. Bisweilen wurden auch Metallbänder und -stifte in die Holzmodel eingesetzt.

Druckmodel (Vorderseite)
Druckmodel (Rückseite)

Druckmodel aus Holz, positiver Plattenschnitt, Rückseite mit Griffmulde und Markierungen

Druckmodel, positiver Plattenschnitt
Druckmodel aus Schichtholz
Druckmodel, Filzauflage

Druckmodel aus Schichtholz, positiver Plattenschnitt, Filzauflage

Ein Model aus einem Satz zusammenmgehöriger Model
Ein Model aus einem Satz zusammenmgehöriger Model
Ein Model aus einem Satz zusammenmgehöriger Model

Beim Mehrfarbendruck wird für jede Farbe ein eigener Druckmodel benötigt. Die für den Druck eines mehrfarbigen Modeldruckpapiers zusammengehörigen Model werden als "Satz" oder "Spiel" bezeichnet.

Modeldruckpapier
Modeldruckpapier

Modeldruckpapiere mit floralem Dekor; einfarbiger Druck, negativer Plattenschnitt (links), mehrfarbiger Druck, positiver Plattenschnitt (rechts).

© Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signaturen: Bibl. Diez qu. 2346 (links), Ebd 145-20/5 (rechts)

Modeldruckpapier, zweifarbiger Druck.

Modeldruckpapier, zweifarbiger Druck, Rankenmuster auf Linienfond. Sammlung Julia Rinck

Modeldruckpapier, dreifarbiger Druck.

Modeldruckpapier, dreifarbiger Druck, geometrisches Flächenmuster. Sammlung Julia Rinck

Modeldruckpapier, dreifarbiger Druck.

Modeldruckpapier, dreifarbiger Druck, Flächenmuster aus abstrahierten Blattformen, Blätter und Blüten. Sammlung Julia Rinck

Modeldruckpapier

Modeldruckpapier, dreifarbiger Druck, florales Dekor.

Fladerpapier

Das sogenannte "Fladerpapier" ist eine spezielle Art des Modeldruckpapiers, das die Maserung von Holz nachahmt. Oft wurde eine erste Struktur mit einem Model gedruckt und in einem weiteren Arbeitsgang noch per Hand koloriert. Als Hersteller von Fladerpapier sind insbesondere Briefmaler und Formschneider nachgewiesen. Das Recht, diese Papiere herzustellen, wurde zeitweilig per Privileg erteilt. Die Papiere wurden zumeist auf billiges Holz geklebt, um die Maserung teurer Edelhölzer oder Furniere nachzuahmen. Bekannt sind Beispiele vom 16. bis ins beginnende 17. Jahrhundert; Rezepte zur Herstellung von Fladerpapier finden sich jedoch noch bis ins 19. Jahrhundert. Verwendung fanden die Papiere auf Füllungen von Wandtäfelungen, Kassettendecken sowie auf Türblättern, ebenso auf Kästen, Briefladen und Schachteln.

Modeldruckpapier, sog. Fladerpapier, zweifarbiger Druck.

Modeldruckpapier, sog. Fladerpapier, zweifarbiger Druck, um 1813. Sammlung Julia Rinck

Die "Flasernkanzel" aus der Dresdener Bartholomäuskirche

Ein eindrucksvolles Beispiel für verarbeitete Fladerpapiere ist die sog. "Flasernkanzel" (um 1570) aus der 1839 abgerissenen Bartholomäuskirche im Museum für Stadtgeschichte in Dresden. Das Bildprogramm entspricht der Reformationszeit: portratiert sind Martin Luther und Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige, in dessen Anwesenheit 1539 in der Dresdener Kreuzkirche der erste reformierte Gottesdienst gefeiert wurde.

Flasernkanzel in der Ausstellung im Stadtmuseum Dresden (rechts), Detail der verschieden gestalteten Fladerpapiere (links)

Flasernkanzel in der Ausstellung im Stadtmuseum Dresden (rechts), Detail der verschieden gestalteten Fladerpapiere (links)

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