Marmoriertes Papier

Marmoriertes Papier, Kamm-Marmor

Das Dekor von Marmorierten Papieren entsteht durch das Aufbringen von flüssigen Farben auf den sog. Marmoriergrund. Die Farben können aufgetropft oder gesprüht und anschließend noch mit Nadeln oder Kämmen verzogen werden. Durch Auflegen eines Bogen Papiers auf den "Farbteppich" wird das Dekor auf das Papier übertragen. (Vgl. Buntpapier 2009, S. 108ff.)

englisch: marbled paper

Terminologie-Status: Der Terminus "Marmoriertes Papier" ist als Normbegriff fixiert.

Synonyme: Marmorpapier, Tunkpapier (historisch), Türkisch Papier oder Türkisch Marmor, Kastenmarmor oder Beckenmarmor, Gallepapier (alle historisch – veraltet), Aquatypie (Technik – Marmorieren auf Wasser), Oleaugrafie (Technik – Marmorieren mit Ölfarben)

DIN 8580: Beschichten (Farbauftrag)

Modifikationen: Marmorieren mit Tusche, wasserlöslichen oder Ölfarben auf Wasser, wässrigem oder Schleimgrund

spezielle Arten: Ölmarmorpapier (Ölfarben auf Wasser oder Schleimgrund), Ebru (türkisch: wasserlösliche Farben auf Schleimgrund), Suminagashi (japanisch: Tusche auf Wasser)

Sorten: u.a. Kammmarmor, Wellenmarmor, Moirémarmor, Zurückgezogener Marmor, Granitmarmor, Griesmarmor, Schrotmarmor, Pfauenmarmor, Bouquetmarmor, Phantasiemarmor...

Marmoriertes Papier, Moirémarmor

Die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammende Technik des Marmorierens wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Persien und in der Türkei zu hoher Blüte gebracht. Orientreisende brachten Blätter dieser ungewöhnlichen Technik, u.a. aus der Türkei, nach Europa mit, daher wurden diese Papiere auch "Türkisch Papier" oder "Türkisch Marmor" genannt.

 

Historisches Marmoriertes Papier, Moirémarmor

Auf Schleimgrund marmoriertes Papier

Mit Ochsengalle versetzte wasserlösliche Farbe wird in einer seichten Wanne auf einen Absud von eine Schleimschicht bildendem Carragheenmoos (Chondrus oder Sphaerococcus crispus, eine fälschlich als Moos bezeichnete Algenart) aufgetropft und ggf. mit Pinseln, Stäbchen oder Kämmen gemustert. Nach der Musterung wird mit ein mit einer leichten Alaunlösung präpariertes Papier aufgelegt. Das Papier, welches das Farbmuster des Grundes annimmt, wird anschließend abgehoben, abgespült und getrocknet.

Marmoriertes Papier, Steinmarmor
Marmoriertes Papier, Kamm-Marmor
Marmoriertes Papier, Bouquetmarmor
Marmoriertes Papier, Wellenmarmor

Steinmarmor, Kamm-Marmor, Bouquetmarmor, Wellenmarmor (v.l.n.r.)

Marmoriertes Papier, Steinmarmor
Marmoriertes Papier, Griesmarmor
Marmoriertes Papier, Haaradermarmor
Marmoriertes Papier, Kamm-Marmor

Griesmarmor, Haaradermarmor, Kamm-Marmor, Schneckenmarmor (v.l.n.r.)

Marmoriertes Papier, sog. "Trepplin-Marmor", von Ilona Hesse

Marmoriertes Papier, sog. "Trepplin-Marmor", von Ilona Hesse, Leipzig

Marmoriertes Papier von Gisela Reschke, Hamburg

Marmoriertes Papier von Gisela Reschke, Hamburg

Marmoriertes Papier, Zurückgezogener Marmor, von Renato Crepaldi, Brasilien

Marmoriertes Papier, Zurückgezogener Marmor, von Renato Crepaldi, Brasilien

Marmoriertes Papier von Alberto Valese, Venedig

Marmoriertes Papier von Alberto Valese, Venedig

Freie Marmoriereung von Dirk Lange

Freie Marmorierung von Dirk Lange, Gorsleben (www.handmarmorpapier.de)

Marmorierte Grafik von Lothar Reher

Marmorierte Grafik von Lothar Reher.

Beigabe zu: Junichiro Tanizaki: Die Traumbrücke. Erzählungen. Berlin: Verlag Volk und Wissen, 1979.

Exemplar Nr. 43.

Ölmarmorpapier

Das Prinzip des Marmorierens wird auch bei den Ölmarmorpapieren angewandt; jedoch werden statt wasserlöslicher Farben Ölfarben und als Treibmittel Terpentin verwendet. Marmoriert wird auf Wasser oder Schleimgrund.

Ölmarmorpapier
Ölmarmorpapier

Freie Ölmarmorierungen

Ebru

Ebru von Christopher Weimann

Marmorierte Blume in traditioneller Ebru-Technik von Christopher Weimann, USA, 1970er Jahre

Suminagashi

Mehrfarbiges Suminagashi

Mehrfarbiges Suminagashi

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